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Deutsch-Türkisches Umweltzentrum
Interviewte: Dr. Turgut Altug , Abgeordneter & Gründer
Organisation: DIE GRÜNEN | Deutsch-Türkisches Umweltzentrum
Expertise: Natur- & Verbraucherschutz, Umwelt- & Klimapolitik
“Ich bin Turgut Altug Gründer des Deutsch-Türkischen Umweltzentrums und seit 2011 im Berliner Abgeordnetenhaus Mitglied der Grünen Fraktion, gewählt in Kreuzberg.
Das Deutsch-Türkische Umweltzentrum ist nicht mehr aktiv, weil es nicht mehr gefördert wurde, obwohl wir für unsere Arbeit mehrere Preise bekommen haben. Ich finde es eine Schande, weil wir 12 Langzeit-Arbeitslosen im Rahmen dieses Projektes eine Arbeitsstelle für drei Jahre angeboten haben, als Umweltlotsinnen und -lotsen.
Unseren Erfahrungen nach zeigt sich, dass die Frage der Einstellung zum Umweltschutz und die Praxis weit voneinander entfernt sind, auch bei den Migranten und Migrantinnen. In erster Linie haben wir mit türkeistämmigen Menschen in Berlin-Kreuzberg gearbeitet, und es hat sich auch bestätigt, was Studien dazu sagen.
Wir stellten fest, dass 80% finden,
dass der Umweltschutz wichtig ist, aber wenn es um die Umsetzung geht, da sind leider nicht so viele dabei, die mitmachen.
Unser Ziel als Umweltzentrum war diese Menschen als Teil der Gesellschaft einzubeziehen, auch in die Arbeit im Umwelt- und Naturschutzbereich, Es war für uns wichtig, ihnen die Möglichkeiten zu zeigen und sie in die Gesellschaft, in diesem Bereich teilhaben zuzulassen. Und ich kann sagen, dass wir ziemlich gute Erfahrungen gemacht haben, dass die Menschen offen waren, dass manche sich bestimmte Sachen nicht leisten konnten, wenn es um Umstieg auf Bio-Essen ging zum Beispiel, wir haben in einem Gebiet, dass das ärmste Gebiet von Berlin ist, gearbeitet. Wir haben noch zwei interkulturelle Gärten angelegt, da wir festgestellt haben, dass sich die Menschen mit ihrem Wissen in dem Bereich gerne eingebracht haben.
Wir haben im Team Menschen, die mehrsprachig waren, wir hatten beide Geschlechter im Team. Wir haben uns eher danach orientiert, wo unser Umweltzentrum angesiedelt war, wie das in der Nachbarschaft war. Wir haben mit den Organisationen die dort vor Ort sind, kooperiert wenn es um die Begrünung von öffentlichen Plätzen oder das Anlegen der Gärten ging, oder mit öffentlichen Gärten haben wir zusammengearbeitet. Wir gucken, wie sieht es hier aus, was für Menschen wohnen hier, und was für Angebote können wir für sie machen? Es war wichtig, uns mit den vor Ort agierenden Organisationen zusammenzusetzen, zu schauen wo gibt es Bedarf, wo können wir uns einbringen. Für Schulklassen haben wir ein Projekt mit einem anderen Verein realisiert. Wir haben ein Klimafrühstück für alle Anwohner in der Gegend organisiert, das haben wir zusammen mit der Verbraucherzentrale Berlin gemacht.
Bei den Projekten gab es einige Frauen, die beteiligt waren und kaum Deutsch konnten. Ein großer Verband, Umweltnaturschutzverband, hat eher nicht die sprachlichen Kapazitäten um mit ihnen zu arbeiten. Wobei ich mich freue, dass sich in den letzten zwei, drei Jahren Umwelt- und Naturschutzverbände auch darüber Gedanken machen, beziehungsweise Projekte anbieten um Migranten und Migrantinnen zu erreichen und jetzt auch Flüchtlinge zu erreichen.
Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht.
Es gab im letzten Jahr zum Beispiel einen Workshop vom Bundesamt für Naturschutz organisiert, da ging es um Naturschutz und Migranten. Vor zehn Jahren, als wir angefangen haben, war das nicht der Fall. Die Idee, ein Umweltzentrum gezielt für Migranten und Migrantinnen, nicht nur für Türkeistämmige, ist Realität geworden.
Meine Arbeit im Umweltzentrum und meine Arbeit im Berliner Senat sind zwei unterschiedliche Bereiche. Zum einen war ich als Teil einer Zivilgesellschaft aktiv. Und jetzt bin ich in der Legislative aktiv. Ich habe gelernt, wie die Zivilgesellschaft arbeitet, wie Akteure und Akteurinnen im Natur- und Umweltschutzbereich sowie Umwelt- und Naturbildungsbereich arbeiten, welche Schwierigkeiten sie haben und wo sie Unterstützung bräuchten.
INFO:
www.gruene-fraktion-berlin.de/fraktion/abgeordneter/dr-turgut-altug
www.migazin.de/2009/10/06/deutsch-turkisches-umweltzentrum-natur-als-zweitsprache/
www.gruene-fraktion-berlin.de/artikel/auf-einen-kaffee-mit-dr-turgut-altug